September 2016

21.09.2016

Liebe aidsfocus Leserinnen und Leser,

Angesichts der hohen Anzahl von HIV Infizierten und Neuerkrankungen – rund 2 Millionen Menschen infizieren sich jährlich mit dem HI Virus – sind dringend mehr Präventionsmassnahmen erforderlich. Jede/r mit einem erhöhten Risiko, sich mit HIV anzustecken, hat ein Recht auf umfassende HIV Präventionsdienstleistungen. Blosse Aufklärung und Kondomverteilung reichen nicht aus.

Während eines Side Events am High Level Meeting in New York im Juni 2016, erzählte eine Sexarbeiterin aus Kenya von ihren Erfahrungen mit der Einnahme der Prä-Expositionsprophylaxe (PrEP - pre-exposure prophylaxis). Sie erzählte, wie sie auf den Polizeiposten von einem Polizisten vergewaltigt wurde und wie sie auf dem Heimweg nochmals drei Polizisten begegnete…Keiner hätte ein Kondom benützen wollen. Sie betonte, wie glücklich sie sich schätze, dass sie Zugang zu PrEP gehabt hätte und bis heute HIV negativ sei.

PrEP wird als innovative Präventionsmethode zur Senkung der hohen Neuinfektionen diskutiert. Die Medikation ist effektiv und kosten-effizient, wie einige Studien belegen, vor allem bei Hochrisikogruppen wie Männern, die Sex mit Männern haben, Drogeninjizierenden oder  solchen Menschen, mit einem HIV-positiven Partner. An der AIDS Konferenz in Durban wurde viel über die Wichtigkeit von neuen Präventionsmitteln vor allem für stark betroffene Bevölkerungsgruppen diskutiert. UNAIDS schätzt, dass lediglich 50‘000 von den rund 3 Millionen Personen, die einem sehr hohem HIV Risiko ausgesetzt sind, Zugang zur Prä-Expositionsprophylaxe haben.

PrEP nützt nur, wenn es regelmässig eingenommen wird. Viele Fragen sind noch offen: Gibt es genügend Abgabestellen? Wer soll diese Medikamente bekommen? Birgt es die Gefahr, dass andere Verhütungsmethoden wie Kondome vernachlässigt werden und dadurch andere sexuell übertragbare Krankheiten vermehrt auftreten können? Wie hoch  sind die Kosten? Welche Guidelines und Policies müssen entwickelt werden? Wäre PrEP eine sinnvolle Präventionsstrategie bei jungen afrikanischen Frauen, die überproportional von HIV betroffen sind? Die Beantwortung dieser Fragen ist die Aufgabe von Public Health ExpertInnen und ForscherInnen, um die Evidenz zu schaffen, die notwenig ist, um qualitativ hochstehende Programme und Dienstleistungen zu entwickeln für diejenigen, für die es am Sinnvollsten erscheint.

In unserem Thema das Monats stellt MSF Schweiz ihr HIV Projekt „Corridor“ vor, ein Programm in Mosambik und Malawi, welches den Zugang zu antiretroviralen (ARV) Medikamenten und zu PrEP für Hochrisikogruppen sicherstellen soll.

Carine Weiss

Koordinatorin aidsfocus.ch

Projektleiterin Medicus Mundi Schweiz
cweiss@medicusmundi.ch