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Einblicke: Auf Hausbesuch mit der Sozialarbeiterin
Ruedi Lüthy Foundation

Einblicke: Auf Hausbesuch mit der Sozialarbeiterin

Für manche Patienten ist es aufgrund schwierigster Lebensverhältnisse kaum möglich, die HIV-Therapie diszipliniert einzuhalten. Mit Hausbesuchen klärt die Sozialarbeiterin Melania Mugamu ab, wie wir sie besser unterstützen können. Dabei hilft ihr auch die eigene Geschichte mit HIV/Aids.

Man muss etwas Glück haben, um Melania Mugamu in ihrem kleinen Büro in der Newlands Clinic anzutreffen. Die Frau Anfang sechzig, die einen immer mit einem herzlichen Lachen empfängt, ist meistens auf Achse. Als Sozialarbeiterin leitet sie Gruppentherapien für Patienten mit drohendem Therapieversagen, berät Menschen, die sich gerade in einer besonders schwierigen Situation befinden, und macht Hausbesuche bei Patienten, die besondere Unterstützung benötigen.

Mit dem Auto fährt sie in die Armenviertel rund um Harare. Sie besucht Kinder, die wegen Aids ihre Eltern verloren haben und bei ihren betagten Grosseltern leben, junge Mütter, die kaum wissen, wie sie ihr Baby versorgen können, oder Jugendliche, die keine Zukunftsperspektive sehen. Oberstes Ziel der Hausbesuche ist es, Therapieabbrüche zu verhindern. «Manchmal stellt sich der weite Weg in die Klinik als Grund für die verpassten Termine heraus. In anderen Fällen ist die psychische Verfassung der Patienten so schlecht, dass sie sich kaum mehr zur Therapie motivieren können» erzählt Melania Mugamu. Oftmals muss sie auch sehr private Themen ansprechen wie Armut, Missbrauch oder Gewalt. Sie macht keinen Hehl daraus, dass ihr gewisse Situationen grosse Mühe bereiten – etwa dann, wenn ein kleines Waisenmädchen zwischen Verwandten hin- und hergereicht wird und deshalb die Therapie in der Newlands Clinic abbrechen muss.

Selber HIV-positiv

Kraft für diese schwierige Arbeit schöpft die Sozialarbeiterin auch aus ihrer eigenen Geschichte: Melania Mugamu ist selber HIV-positiv und hat im Jahr 2000 ihren Mann wegen Aids verloren. Damals gab es in Simbabwe noch keine Medikamente gegen das Virus. Sie selber konnte drei Jahre später schwer krank mit der Therapie beginnen. «Ich hatte schon damit begonnen, mich auf den Tod vorzubereiten» erzählt sie. Doch nach nur wenigen Wochen Therapie fühlte sie sich bereits deutlich besser, und ein halbes Jahr später hatte sie wieder genug Kraft, um an der Hochzeit ihrer Tochter teilzunehmen.

Das gefährliche Schweigen brechen

Dieses zweite Leben will sie nutzen, um anderen Menschen mit HIV Hoffnung zu geben und gegen die Stigmatisierung zu kämpfen. «Ich habe das Glück, in meiner Arbeit das gefährliche Schweigen über HIV brechen zu können», sagt Melania Mugamu. Es ist ein langer Kampf, den sie zusammen mit dem Team der Newlands Clinic führt, aber Melania Mugamu zweifelt keine Sekunde daran, dass er sich lohnt. Und wenn sie dann erlebt, wie ein junger Patient beginnt, sein Leben in die eigenen Hände zu nehmen, oder ein Kind wieder stark genug ist, um zur Schule zu gehen, so ist das der grösste Dank, den sie für ihren Einsatz erhalten kann. (Foto: Ruedy Lüthy Foundation)