Schwangerschaft in der Adoleszenz – Zyklus der Armut
Von 2000 bis 2010 wurden in Nicaragua 11 Jahren 1.3 Mio. Geburten registriert. 367‘095 der Mütter waren adoleszent, davon 172‘535 jünger als 14 Jahre. Mit anderen Worten, 13% der Babys haben eine Mutter, die weniger als 14 Jahre zählt. Die schwangeren Mädchen wiederholen den Zyklus der Armut, denn sie werden Mutter, bevor sie biologisch reif sind.
Oft sind sie Opfer von Vergewaltigung, ja von sexueller Gewalt in der Familie. Obwohl die Antikonzeptiva in den Gesundheitszentren gratis sind, wagen die wenig gebildeten Mädchen nicht, danach zu fragen, da sie die Kritik der Familie, aber auch anderer DorfbewohnerInnen fürchten. Diverse konservative evangelische Sekten sind in Nicaragua aktiv und verbieten jegliche Verhütungsmassnahmen.
Unsere drei Projektpartnerinnen setzen sich ein für die Verbesserung der Basisgesundheitsversorgung und für die Stärkung des Selbstwertgefühls und der Rechte der Frauen und Jugendlichen und kämpfen gegen die häusliche und sexuelle Gewalt.
Frauenkollektiv 8 de Marzo Managua
Das in Managua, Esquipulas und Matagalpa aktive Colectivo de Mujeres 8 de Marzo setzte sich 2012 noch verstärkt mit öffentlichen Kampagnen für den Schutz der Rechte der Frau, insbesondere gegen die Gewalt an Frauen und für die Legalisierung der therapeutisch indizierten Abtreibung ein. »No estoy sola… de tu violencia me voy a defender«, lautete der Slogan, mit dem die Kampagne in die Strassen getragen wurde: »Ich bin nicht allein… ich werde mich gegen deine Gewalt wehren«. Vorträge, Aufführungen der Theatergruppe, Diskussionen in den zwölf Frauengruppen, Demonstrationen, Flugblätter und beschriftete Hemden werden eingesetzt, um über die Rechte der Frauen zu informieren.
Die von medico finanzierte Pflegefachfrau Martha Arauz organisiert regelmässige Jugendtreffen. Aufklärungsarbeit, Information über Verhütungsmethoden, über die Gefahren der Drogen und sexuell übertragbare Krankheiten sowie Anleitung von Rollenspielen gehören zu ihrem Aufgabenbereich. Zudem untersucht und begleitet Martha Arauz Frauen, die im Refugium Schutz vor sexueller und häuslicher Gewalt suchen, bei medizinischen Problemen.
Frauenkollektiv Masaya
Die Zusammenarbeit mit dem Erziehungs- und dem Gesundheitsministerium konnte im Verlaufe des Berichtsjahres verbessert werden. Es wurde ein Zusammenarbeits-Vertrag erarbeitet und unterzeichnet.
Die Sozialarbeiterinnen des Frauenkollektivs sind in den Schulen willkommen mit dem Thema Vorbeugung der sexuellen Gewalt gegen Frauen und Jugendliche. Auch die Arbeit der 13 Alphabetisatorinnen wird geschätzt. Während acht Stunden pro Woche erlernen Frauen in Gruppen Lesen und Schreiben, aber auch Rechnen. Frauenspezifische Themen, Kenntnisse über die Rechte der Frau und über den Körper nehmen einen grossen Stellenwert ein. Eine Ausbildungsbestätigung wurde den insgesamt 147 erwachsenen Schülerinnen versprochen.
Unter dem Motto Verhütung von Schwangerschaft in der Adoleszenz hielten die Verantwortlichen des Frauenkollektivs öffentliche Vorträge in verschiedenen Dörfern. Die Kampagne zur Verhütung des Gebärmutterhalstumors, der HIV-Übertragung und des Brusttumors wurde gemeinsam mit dem Gesundheitsministerium weitergeführt. Die individuelle psychologische Betreuung von Opfer häuslicher und sexueller Gewalt, die Arbeit mit den Frauenselbsthilfegruppen, die Jugendarbeit mit regelmässigen Treffen in Kleingruppen und der Organisation von grossen Tagungen für alle Jugendlichen sind weitere Aufgaben des Frauenkollektivs. (Auszug aus dem Jahresbericht Nicaragua 2012)