April 2016 - Thema des Monats: Frauen werden zurückgelassen!
aidsfocus.ch - Die Gewährleistung der Rechte und die Stärkung der Rolle von Frauen und jungen Mädchen, die von HIV betroffen sind oder das Risiko haben an HIV zu erkranken, ist ein Schlüsselfaktor zur Erreichung des Nachhaltigkeitszieles 3.3. "AIDS als eine Epidemie bis 2030 zu beenden".
Seit Beginn der HIV-Epidemie haben Frauen ein viel höheres Risiko an HIV zu erkranken im Vergleich zu Männern. Mehr als die Hälfte der Menschen, die mit HIV leben sind Frauen und AIDS ist die häufigste Todesursache bei Frauen im gebärfähigen Alter weltweit. Darüber hinaus ist HIV die häufigste Todesursache bei Jugendlichen in Afrika. Laut des UNAIDS Gap Reports infizieren sich rund 7'000 Mädchen und junge Frauen pro Woche mit HIV. Frauen stecken sich mit HIV auch fünf bis sieben Jahre früher als Männer an. Junge Frauen und Mädchen in den sub-saharischen Ländern Afrikas leben fast dreimal so häufig wie Männer der gleichen Altersgruppe mit dem Virus.
Frauen und Mädchen sind immer wieder verschiedenen Formen der Diskriminierung ausgesetzt. Dies ist besonders der Fall bei Sexarbeiterinnen und transgender Frauen, Frauen mit Behinderungen oder Migrantinnen. Andere Ungleichheiten in den subsaharischen Ländern Afrikas betreffen die Einschulung von Mädchen in die Sekundarstufe , die ungleichen wirtschaftlichen Möglichkeiten und die gesellschaftliche Verweigerung eigene Entscheidungen bezüglich des Haushaltes und anderer persönlicher Fragen fällen zu dürfen. Das Bedürfnis, Entscheidungen für sich zu treffen, die das eigene Leben beeinflussen ist ein grundlegendes Menschenrecht. Frauen, vor allem junge Frauen sind aufgrund ihrer Stellung dazu aber oft nicht in der Lage.
Um den Verlauf der Epidemie zu ändern, müssen die Ursachen an der Wurzel gepackt werden!
Nicht-Volljährigkeit oder ein unverheirateter Status schränkt Frauen ein, um Zugang zu sexuellen und reproduktiven Dienstleistungen und Informationen zu haben. Den Frauen fehlt oft die Fähigkeit, präventive gesunde Entscheidungen treffen zu können und sie sind oft nicht in der Position den Gebrauch von Kondomen zu verhandeln. Transaktions- und ungeschützter Sex, oft als Folge von Armut, Mangel an wirtschaftlichen Möglichkeiten oder an materiellen Gütern stellen ein Risiko für junge Frauen dar, sich mit HIV anzustecken. Gewalt, vor allem geschlechtsspezifische Gewalt und Gewalt in der Partnerschaft verschärfen das Risiko einer HIV-Übertragung. Die Ungleichheit der Geschlechter und schädliche traditionelle Praktiken verstärken die ungleiche Machtdynamik und schränken Frauen in ihrer Wahl, in ihren Möglichkeiten und im Zugang zu Bildung, Informationen, Gesundheits- und Sozialdiensten, und zu beruflichen Perspektiven weiter ein.
Die Eindämmung der Epidemie kann nur dann erreicht werden, wenn Interventionen über den Gesundheitssektor hinausreichen. Es besteht ein Bedarf nach neuen Ansätzen, die in der Lage sind Ungleichheiten, Armut, sexuelle Gewalt und mangelnde Bildung für junge Frauen zu beseitigen.
Der Globale Fonds zur Bekämpfung von AIDS, Malaria und Tuberkulose sagt: "Wir müssen in Frauen investieren"
Die Daten über die Vulnerabilität von Frauen, vor allem von jungen Frauen sind alarmierend! Im Rahmen der neuen Strategie 2017 – 2022 des Globalen Fonds ist die Ausdehnung von Programmen zur Unterstützung von Frauen und Mädchen einschliesslich den Programmen zur Förderung der sexuellen und reproduktiven Gesundheit und Rechte zum ersten Mal ein strategisches Ziel. Ein besonderer Schwerpunkt für die Vergabe der Gelder wird auf Interventionen zur Geschlechtergleichstellung gelegt. Der Globale Fonds beabsichtigt zunehmend mit Partnern zusammenzuarbeiten um Programme zu fördern, die verhindern, dass Mädchen die Schule frühzeitig verlassen, die die Mutter-Kind Übertragung des HI-Virus reduzieren (PMTCT), die vorgeburtliche Untersuchungen durchführen sowie umfassende reproduktive Gesundheitsdienstleistungen (in the light of reproductive, maternal, neonatal, child and adolescent health (RMNCAH) services) anbieten. Gefördert werden auch Informations- und Datenmanagementsysteme, um bestimmte Bevölkerungsgruppen (z.B. die 15- 24-jährigen nach Geschlecht getrennt) besser erfassen zu können.
Sehen Sie sich das Video an "creating opportunity for women", das zum Weltfrauentages entstanden ist:
Die politische Führung und das Engagement sind wichtiger als je zuvor
Auf der einen Seite brauchen wir globale Normen und Standards wie die Politische Erklärung zu HIV/Aids aus dem Jahre 2011: Die Intensivierung unserer Bemühungen, HIV/Aids zu eliminieren; das Übereinkommen über die Beseitigung jeder Form von Diskriminierung gegenüber Frauen (CEDAW). Die Beijing Aktionsplattform und die nachhaltigen Entwicklungsziele, auf der anderen Seite machen nur Sinn, wenn die politischen wie auch alle anderen relevanten Akteure sich verpflichten, diese Standards auch zu befolgen.
Es ist auch die Aufgabe der Zivilgesellschaft diesbezügliche Forderungen zu erheben und die Regierungen an ihre Pflichten und an ihre Verantwortung zu erinnern.
Das kommende High Level Meeting in New York im Juni 2016 wird nicht nur durchgeführt um eine neue politische Erklärung zu HIV / AIDS zu verabschieden, sondern wir werden Revue passieren lassen, was in den letzten 5 Jahren geschehen ist. Wir von Medicus Mundi Schweiz werden diese Debatten und Diskussionen genau verfolgen. (Foto: Dienstmädchen in Mali / IAMANEH)
References
Gap Report (2014)
http://www.unaids.org/en/resources/campaigns/2014/2014gapreport/gapreport
Championing Gender Equality in the HIV Response: The experiences of five programme countries (2015)
Empower young women and adolescent girls: fast-tracking the end of the aids epidemic in Africa
http://www.unaids.org/sites/default/files/media_asset/JC2746_en.pdf
The Global Fund – Women & Girls