Der Realität ins Auge sehen: Frauenrechte und der Kampf gegen HIV/AIDS
Die weltweite HIV-/AIDS-Pandemie wirkt sich katastrophal auf Frauen und Mädchen aus. In den letzten Jahren ist die Zahl der HIV-Infektionen unter der weiblichen Bevölkerung allgemein gestiegen. Der Bericht "Der Realität ins Auge sehen" von Human Rights Watch von 2005 zeigt, dass die steigende Zahl der HIV-Infektionen unter Frauen und Mädchen in direktem Zusammenhang mit der gegen sie ausgeübten Gewalt und ihrem ungleichen rechtlichen, wirtschaftlichen und sozialen Status steht.
Die Verbindung zwischen HIV/Aids und der Verletzung der Menschenrechte der Frauen wird im Bericht anhand von Frauenrechtsverletzungen wie Häusliche Gewalt, Missachtung des Eigentums- und Erbrechts der Frauen, benachteiligende traditionelle Praktiken und sexuellem Missbrauch von Mädchen untersucht. Den Regierungen in den weltweit betroffenen Ländern wird vorgeworfen, zu wenig zur Kampagne gegen die Verletzung der Menschenrechte von Frauen und Mädchen beizutragen. Dadurch sind diese einem erhöhten Risiko ausgesetzt, mit HIV infiziert zu werden. In die falsche Richtung zielende HIV/AIDS-Programme und Politik ignorieren die brutale Realität, in der viele Frauen und Mädchen leben.
Mangelnde Sensibilisierung für Probleme von Frauen und Mädchen
HIV-Vorbeugungs, Test und Behandlungsprogramme nehmen bei der AIDS-Bekämpfung eine zentrale Stelle ein. Aus mangelnder Rücksicht gegenüber den Schwierigkeiten von Frauen und Mädchen wird die Lösung oft Teil des Problems. Als Beispiel kann der «ABC»-Ansatz genannt werden («A» für Abstinence (sexuelle Enthaltsamkeit), «B» für be faithful (sei treu) und «C» für Condoms (Kondome). Diese Programme vernachlässigen die Rechte von Frauen und Mädchen. Die ABC-Programme propagieren Verhaltensänderungen, die sich nicht auf die sozialen Realitäten beziehen. Die HIV-Politik, die sich auf Heirat als Verhütungsfaktor (wie in den Programmen «Enthaltsamkeit bis zur Heirat») konzentriert, schlägt ebenfalls fehl. In einigen Ländern ist die HIV-Infektionsrate bei verheirateten jungen Frauen höher als bei unverheirateten Frauen.
Beschämende HIV-Praktiken
Der HIV-Test ist der erste Schritt, um Unterstützung und Behandlung zu erhalten. Wenn diese Tests jedoch unter Missachtung der Menschenrechte der Frauen durchgeführt werden, können die Folgen katastrophal sein. Frauen, deren HIV-Tests positiv sind, sind einem höheren Risiko ausgesetzt, Opfer häuslicher Gewalt und gesellschaftlicher Ächtung zu werden. Vertrauliche HIV-Testergebnisse werden häufig ohne Zustimmung der Frauen weitergegeben und die Frauen werden vor den Tests nicht ausreichend beraten. In einigen Fällen wird zudem aus diskriminierenden Gründen die notwenige medizinische Behandlung vom medizinischen Personal nicht ausgeführt. (2005)