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Mehr Anstrengungen gegen Aids weltweit gefordert

1. Dezember 2010 - Zum Weltaidstag meldet das UNO-Aidsprogramm eine Trendwende: Neuinfektionen mit HIV sind zurückgegangen und weniger Menschen an Aids gestorben. Entwarnung gibt es nicht: Millionen Menschen fehlt der Zugang zu Behandlung. Zudem ziehen Geber ihr Engagement zurück.

Die Neuinfektionen mit dem HI-Virus haben erstmals abgenommen, wie der neueste Bericht des UNO-Aidsprogramms (Unaids) zeigt. Demnach haben sich 2009 rund 2,6 Millionen Menschen neu mit HIV/Aids infiziert – fast 20 Prozent weniger als vor zehn Jahren. Auch die Zahl der Todesfälle infolge Aids ging auf rund 1,8 Millionen zurück, wo es 2004 rund 2,2 Millionen Menschen waren. Dies sind zwei der guten Nachrichten des Unaids-Berichts „Report on the global AIDS epidemic 2010“.

Daten aus 182 Staaten zeigen, dass in mindestens 56 Ländern die Neuinfektionen zurückgegangen sind, so auch in 34 afrikanischen Staaten südlich der Sahara, wo die Aids-Raten am höchsten liegen. Die Prävention beginne zu greifen, erklärte Unaids-Generaldirektor Michel Sidibé. Erfreulich sei, dass die Zahl der Menschen, die heute mit HIV und Aids leben, rund 33,3 Millionen betrage und damit leicht gesunken sei, dies dank Zugang zu Therapien.

Unaids hat weniger Geld

Dennoch haben mindestens zwei Drittel der Menschen weltweit keinen Zugang zu Therapien. Rund 10 Millionen Menschen müssen laut Unaids auf eine Behandlung warten, vor allem in armen Ländern. „Die Erfolge sind fragil“, betonte Sidibé. Die Herausforderung bestehe jetzt darin, den Fortschritt zu beschleunigen.

Keine einfache Aufgabe: Unaids standen 2009 zwar 15,9 Milliarden Dollar für die Aids-Arbeit zur Verfügung, aber 10 Milliarden Dollar weniger als pro Jahr nötig. Dem Bericht zufolge sind Gelder, die Entwicklungsagenturen und Hilfsorganisationen bereit stellen, jüngst sogar leicht zurückgegangen. „Investitionen als Antwort auf die Aids-Epidemie zahlen sich aus“, rief Unaids-Generalsekretär Sidibé auf.

Die Schweiz macht zu wenig

“Die Schweiz ist knauserig“, sagt Helana Zweifel, Geschäftsführerin des Netzwerks Medicus Mundi Schweiz und Koordinatorin der Fachplattform „aidsfocus.ch“ von 30 Schweizer im Ausland tätigen NGO. Nur ein Prozent der bilateralen Entwicklungszusammenarbeit fliesse in HIV-Prävention und Behandlung von Menschen mit Aids. „Nötig wäre ein Sieben- bis Achtfaches, um den Zugang zu umfassender Prävention, Behandlung und Unterstützung zu ermöglichen.“

Die Schweiz liege bei ihren bilateralen Leistungen hinter Deutschland und Österreich zurück, betont Zweifel. Dies zeige eine von aidsfocus.ch mit dem deutschen und dem österreichischen Aidsbündnis in Auftrag gegebene vergleichende Studie unter dem Titel „Engagement gegen Aids - Versprechen sind nicht genug“. Die Netzwerke haben die Schweiz, Deutschland und Österreich aufgefordert, ihr Engagement deutlich zu verstärken und einen fairen Beitrag zur Bewältigung der HIV-Epidemie zu leisten. Verantwortung übernehmen heisse, auch die Mittel für Gesundheitsförderung und die Entwicklungszusammenarbeit allgemein zu erhöhen.

Steigende Medikamentenpreise

Geringe Finanzierungs-Zusagen gefährden die Behandlung von HIV/Aids in ärmeren Ländern, warnen auch Ärzte ohne Grenzen (MSF). "Der Preis für neuere Medikamente, die wir benötigen, steigt derzeit rapide an, gleichzeitig haben Geldgeber entschieden, sich zurückzuziehen", sagt Gilles van Cutsem, MSF-Koordinator für Südafrika und Lesotho. Trotz der von Unaids gemeldetem Erfolge infizieren sich im südlichen Afrika täglich immer noch rund 4800 Menschen neu mit dem Virus.

Prekär bleibt die Lage in ehemaligen Sowjetrepubliken: Um mehr als 25 Prozent zugenommen haben neue HIV-Infektionen in Armenien, Georgien, Kasachstan, Kirgistan und Tadschikistan. Auch in Bangladesch und den Philippinen stiegen die Neuinfektionen Unaids zufolge über 25 Prozent. (Viera Malach / InfoSüd)

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