Medienmitteilung 2009: HIV-Prävention verstärken – aidsfocus.ch setzt auf „Kultur und Kondome“
aidsfocus.ch, Bern, 6. Mai 2009 - Die HIV-Prävention verstärken, besonders mit kultursensiblem Vorgehen. Das will aidsfocus.ch erreichen. Die von Medicus Mundi Schweiz koordinierte Fachplattform vereint 31 schweizerische Organisationen, die auf dem Gebiet HIV/Aids und internationale Zusammenarbeit aktiv sind. Sie machen darauf aufmerksam, dass das HI-Virus arme Menschen und Länder anfälliger macht für Krankheiten und Pandemien wie den Schweinegrippe-Virus.
An der Aidsfocus-Tagung „Kultur und Kondome“ am Mittwoch in Bern stellten Fachleute aus dem In- und Ausland fest, dass HIV-Präventionsprogramme unter Einbezug von Kultur und Tradition grössere Wirkung auf das Bewusstsein und Haltungen zeigten als das Propagieren fremder Botschaften von aussen. Die Erkenntnis, dass HIV-Prävention in einem Verständnis der lokalen Kultur verankert sein soll, gewinnt den Fachleuten zufolge an Bedeutung. Denn viele internationale HIV/Aids-Präventionskampagnen, die einseitig Verhaltensänderung etwa durch Abstinenz propagieren, erzielten die gewünschten Erfolge nicht.
UNAIDS zufolge nimmt die Zahl der HIV-Neuinfektionen weltweit zu. Derzeit leben rund 33 Millionen Menschen mit HIV oder Aids. Besonders Afrika südlich der Sahara, wo 67 Prozent aller HIV-infizierten Menschen leben, ist sehr gefordert. Die Aids-Pandemie kombiniert mit einer Grippe-Pandemie könnte die Länder des Südens weit drastischer treffen als die des Nordens.
Kultur und Tradition Teil der Lösung
Obwohl traditionelle und kulturelle Werte oft als Argument angeführt werden für das Scheitern von Aufklärungs- und Präventionsprogrammen, äusserten sich die Aidsfocus-Fachleute überzeugt, dass „Kultur und Kondome“ kein Hindernis bei der Prävention von HIV und Aids sind. Im Gegenteil, Kultur und Tradition sind den Fachleuten zufolge ein Teil der Lösung.
Wie HIV-Prävention in einem Verständnis der lokalen Kultur verankert werden kann, illustrierten Fallbeispiele und ein an der Tagung aufgeführtes Theater. „Auch Riten, Tänze, Dramen, Geschichten oder Lieder eignen sich für Gespräche über Aidsaufklärung“, resümiert Helena Zweifel, Koordinatorin der Fachplattform aidsfocus.ch und Geschäftsführerin von Medicus Mundi Schweiz. Ein weiterer erfolgsversprechender Ansatz ist die Zusammenarbeit mit traditionellen Führungspersönlichkeiten, mit Ältesten, Heilerinnen und religiösen Würdenträgern.
Für die Präventionskampagne bei Menschen mit afrikanischer Herkunft in der Schweiz suchte das Projekt Afrimedia der Aids-Hilfe Schweiz nach typisch afrikanischen Symbolen und Redewendungen – und fand die Kolanuss, ein Symbol fürs Heiraten, das sich als wirksames Vehikel für Gespräche über HIV und Aids, Verantwortung und „safer sex“ erwies. Im südlichen Afrika arbeitet World Vision International in der Prävention von HIV und Aids und der Bekämpfung von Stigma sowohl mit christlichen Pastoren und muslimischen Imams zusammen.
Für Aidsfocus-Koordinatorin Helena Zweifel steht denn fest, dass kultursensible Ansätze bei der HIV-Prävention zentral sind: „Eine Strategie, die Kultur aussen vor lässt, ist wie ein Stuhl mit einem fehlenden Bein. Irgendwann fällt der Stuhl um, weil ihm eine wichtige Dimension fehlt“. (Medienmitteilung aidsfocus.ch)
Kontaktadresse für weitere Informationen: Helena Zweifel, Koordinatorin aidsfocus.ch und Geschäftsführerin Medicus Mundi Schweiz Tel. 061 383 18 10 oder 079 385 23 68 hzweifel@medicusmundi.ch.
Dokumentation der Tagung: Conference 2009: Culture and condoms - Integrating approaches to HIV and AIDS
Medienmitteilung 2009 HIV-Prävention verstärken – aidsfocus.ch setzt auf „Kultur und Kondome“.pdf — (17 kB)