Aidsprävention im Sexgewerbe (APIS)
Das „APiS-Angebot“ besteht seit mehr als 10 Jahren. Apis will den Informationsmangel und seine potentiell gravierenden Folgen für Sexarbeiterinnen, Freier und deren Partnerinnen beheben. Es basiert auf dem Mediatorinnenmodell: Frauen mit Migrationserfahrung werden ausgebildet und befähigt, als regionale Mediatorinnen bei den Sexarbeiterinnen Präventionsarbeit zu leisten. Durch aufsuchende Arbeit direkt im Milieu gelangen Informationen und Präventionsmaterial unmittelbar zu den Frauen.
Migrantinnen im Sexgewerbe (Female Migrant Sexworkers) sind durch ihre Tätigkeit einem besonderen HIV/Aids-Risiko ausgesetzt. Sprachliche und kulturelle Barrieren verhindern oft ein Verständnis der zentralen, durch die Medien gestreuten Präventionsbotschaften. Zudem beeinflussen die schwierigen Verhältnisse, unter denen ausländische Sexarbeiterinnen arbeiten, das Schutzverhalten der Sexarbeiterinnen negativ. Wesentliche Probleme für ausländische Sexarbeiterinnen sind:
- Ausbeutungsverhältnisse im Sexgewerbe (z.B. hohe Mieten, schlechte Wohnverhältnisse, Zwang zum Alkoholkonsum)
- Wirtschaftliche Abhängigkeiten (z.B. von Zuhältern, Vermittlungsagenturen, Schlepperorganisationen)
- Fehlender Rechtsschutz vieler ausländischer Sexarbeiterinnen
- Starke Konkurrenzsituation im Sexgewerbe
- Fallende Preise als Folge des Konkurrenzdruckes
- Erhöhte Nachfrage nach "Sex ohne Gummi"
- Mangel an niederschwelligen Gesundheits- und Beratungsdiensten
Diese Probleme sind im Rahmen der Aids-Prävention im Sexgewerbe zwar nicht lösbar, ihnen kann aber entgegen gewirkt werden.
An wen richtet sich APiS: Das Präventionsangebot richtet sich spezifisch an Sexarbeiterinnen aus dem Ausland, sogenannte „Female Migrant Sexworker“. Die meisten Kontakte betreffen gegenwärtig Sexarbeiterinnen aus Mittel- und Südamerika sowie aus Zentral- und Osteuropa.
Mediatorinnenprinzip mit fachlicher Begleitung
Die HIV/Aids-Prävention geschieht vor Ort durch „Mediatorinnen“. Das sind Frauen mit Migrationserfahrung und einem ähnlichen sprachlichen und kulturellen Hintergrund wie die Female Migrant Sexworkers. In der gesamten Schweiz stehen rund 35 Mediatorinnen für das APiS-Angebot im Einsatz. Die Mediatorinnen
- suchen die ausländischen Sexarbeiterinnen an ihrem Arbeitsplatz auf, in Salons, Nachtklubs und Bars usw.
- informieren über Risikoverhalten in Bezug auf HIV/Aids und weitere sexuell übertragbare Krankheiten
- geben Informationsbroschüren in 12 Sprachen ab
- verteilen Präservative und Gleitmittel
- vermitteln Beratungsstellen
- geben Ratschläge, wenn spezifische gesundheitliche, soziale, psychosoziale oder rechtliche Probleme vorliegen
Die Mediatorinnen selbst werden in ihrer jeweiligen Region durch Fachpersonen des Sozialbereichs, die bei regionalen Mitgliederorganisationen der Aids-Hilfe Schweiz angestellt sind, professionell begleitet. Dies beinhaltet Fachberatung, die Planung der Arbeitseinsätze sowie themenspezifische Weiterbildungen. (2012)
Weitere Informationen: Jahresbericht 2011 und Jahresbericht 2013