Gemeinsames Engagement, um Leben zu retten
Es ist das Zusammenspiel der verschiedenen Kräfte, die zu einem verstärkten Engagement der Schweiz im Global Fund geführt hat. aidsfocus.ch spielte dabei eine wichtige Rolle als zivilgesellschaftliche Organisation, die konsequent die Anliegen der am stärksten betroffenen Menschen einbringt.
In einem Dorf in Simbabwe treffen wir anlässlich einer Studienreise mit fepa (Partnerorganisation von aidsfocus.ch) eine Gruppe HIV-positiver Frauen. Dabei fallen mir die vielen Babys auf, die auf dem Schoss ihrer Mütter sitzen und spielen. Erstaunt und etwas besorgt frage ich die Frauen, ob die Kleinen HIV-positiv oder HIV-negativ wären. Spontan und strahlend strecken die Frauen ihre Babys in die Höhe: Unsere Kinder sind gesund!
„Die Schweiz verstärkt ihr Engagement im Kampf gegen Malaria, HIV/AIDS und Tuberkulose“, heisst es in der Pressemitteilung des Bundes am 13. Dezember 2013. Der Bundesrat hat für die Zeitperiode 2014-2016 einen Beitrag von 60 Millionen Franken an den Globalen Fonds zur Bekämpfung von HIV/AIDS, Tuberkulose und Malaria (GFATM) genehmigt – eine Verdoppelung des bisherigen Beitrags. Diese zwei Ereignisse im Jahresablauf scheinen weit voneinander entfernt zu liegen, sind aber miteinander verknüpft.
Initiative von Partnerorganisationen
Die Initiative zu einem verstärkten Engagement von aidsfocus.ch zum Global Fund zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria war von Partnern und Mitgliedern des Netzwerks ausgegangen. Als im November 2011 der Globale Fonds die 11. Finanzierungsrunde gestrichen hatte, wandten sich Solidarmed und fepa an aidsfocus.ch Medicus Mundi Schweiz, Netzwerk Gesundheit für alle, Jahresbericht 2013 6 mit der Besorgnis ihrer Südpartner wegen drohender Kürzungen in den Aids-Programmen. Beide Organisationen sind in Simbabwe tätig, und Simbabwe ist für die medizinische Versorgung seiner Bevölkerung mit antiretroviralen Medikamenten weitgehend vom Global Fund abhängig.
Weltweite Erfolge
HIV/Aids, Tuberkulose und Malaria gehören zu den wichtigsten Todesursachen von Frauen, Kindern und Männern in den Ländern südlich der Sahara, obgleich dank dem weltweiten Engagement bei der Bekämpfung der drei Krankheiten Fortschritte erzielt worden sind. Die HIV-Neuinfektionen sanken weltweit um 33% und bei Kindern in Ländern mit tiefen bis mittleren Einkommen um über 50%. Bis Mitte 2012 erhielten 1,5 Millionen schwangere HIV-positive Frauen die notwendige Behandlung, dank der vom Global Fund unterstützten Programme zur Verhinderung der vertikalen HIVÜbertragung. Dies stellt eine Erhöhung um 90% seit dem Jahr 2009 dar. Vor allem Tansania und Simbabwe hatten die medizinische Versorgung werdender Mütter und Babys markant erhöht. Beide Länder sind Teil einer speziellen Initiative des Global Fund, von UNAIDS, WHO und UNICEF zum weiteren Ausbau und Verbesserung der Programme zur Verhinderung der Mutter-Kind-Übertragung. Mit der Streichung von Geldern des Global Funds sind solche Errungenschaften in Gefahr, selbst wenn – wie dies in vielen Ländern der Fall ist – die Länder ihr Gesundheitsbudget erhöht haben.
Aktionen auf verschiedenen Ebenen
Die Anliegen unserer Südpartner aufnehmend ist aidsfocus.ch mit Briefen, Telefonaten und Gesprächen und vor allem überzeugenden Argumenten mit der Bitte an die DEZA gelangt, das Schweizer Engagement im Global Fund finanziell und personell zu erhöhen. Ein Meilenstein war die Veranstaltung zum Global Fund im Rahmen der Jahresversammlung von aidsfocus.ch im Dezember 2012, an der Partner von aidsfocus.ch mit Michael O’Connor (Global Fund) und Marc de Santis (DEZA) Erfahrungen und Fragen ausgetauscht und über die Relevanz und Wirksamkeit des Global Fund diskutiert haben. Die Partner von aidsfocus.ch beschlossen, den Direktor der DEZA, Martin Dahinden, schriftlich um eine Erhöhung Schweizer Beitrags zum Global Fund auf 50 Millionen CHF anzugehen. Ein weiter Meilenstein war der Round Table, der im Mai 2013 anlässlich des Besuchs des Direktors des Global Fund Mark Dybul bei Bundesrat Didier Burkhalter stattfand und zu dem aidsfocus.ch als Vertreter zivilgesellschaftlicher Organisationen eingeladen war. Als sehr kleine Organisation muss aidsfocus.ch Kräfte bündeln und Allianzen eingehen. So arbeitet aidsfocus.ch mit NGOs zusammen, wie dem deutschen Aktionsbündnis gegen Aids, dem weltweiten Global Fund Advocates Netzworks (GFAN) und den NGOVertreterInnen im Board des Global Fund, um sich zu informieren und gemeinsam Strategien zu entwickeln.
aidsfocus.ch bündelt die Kräfte
Im Austausch und entwicklungspolitischen Dialog mit Partnern in Süd und Nord, mit Kaderleuten des Global Fund Sekretariats, mit ParlamentarierInnen und mit VertreterInnen der DEZA hat aidsfocus.ch konsequent die Anliegen der von den Krankheiten am stärksten betroffenen Menschen eingebracht. So auch der HIV-positiven werdenden Mütter in Simbabwe und anderswo, deren sehnlichster Wunsch es ist, dass ihr Kind gesund ist. Für den Erfolg ausschlaggebend war, dass verschiedene Akteure im Rahmen ihrer Einflusssphäre auf das gemeinsame Ziel hingewirkt haben: Die Stärkung des Global Fund um Leben zu retten. VertreterInnen des Global Fund würdigten das Engagement von aidsfocus.ch als wichtige zivilgesellschaftliche Kraft, die zu einem verstärkten Engagement der Schweiz im Global Fund zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria geführt hat (Helena Zweifel, Geschäftsführerin Netzwerk Medicus Mundi Schweiz, Koordinatorin aidsfocus.ch).