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HIV bei Neugeborenen verhindern

HIV bei Neugeborenen verhindern

Während einer vorgeburtlichen Untersuchung im Jahr 2008 wurde Binte Saide positiv auf HIV getestet. Eine Woche danach kam ihre Tochter mit dem Virus zur Welt. Heute erhalten infizierte Kinder dank SolidarMed lebensrettende HIV-Medikamente und Neugeborene werden wirksam vor einer Infektion geschützt.

As Binte Saide erfuhr, dass sie HIV-positiv ist, war die Bäuerin aus Ntuto im achten Monat schwanger. Dass auch ihre Tochter Margarida mit dem Virus infiziert ist, erfuhr sie zwei Monate nach der Geburt der Kleinen. HIV bedeutete damals, dass das Kind eine Lebenserwartung von ein bis zwei Jahren hatte. Das Mädchen überlebte nur dank der antiretroviralen Therapie, die seit 2008 durch SolidarMed auch im ländlichen Distrikt Ancuabe erhältlich ist. Heute ist Bintes Tochter sechs Jahre alt und – bis auf das Virus im Blut gesund.

Warum hört meine Malaria nicht auf?

Die Medikamente kontrollieren das Virus, aber dafür muss Binte ihrer Tochter jeden Tag die starken Tabletten geben. «Sie beklagt sich immer», sagt Binte. Oftmals fragt das Mädchen: «Mami, warum muss ich die ganze Zeit Medikamente nehmen? Andere Kinder nehmen nur Medikamente, wenn sie Malaria haben, aber danach nicht mehr. Warum hört meine Malaria nicht auf?

Binte weiss, dass ihre Tochter ohne die Therapie sterben wird. Wenn sie genug Geld hat, erleichtert sie der Kleinen das Schlucken der Pillen mit etwas Fruchtsaft. 2011 wurde Binte erneut schwanger und hatte grosse Angst davor, dass auch ihr zweites Kind HIV-positiv sein könnte. Im Gesundheitszentrum von Ancuabe beriet das von Solidar-Med ausgebildete Personal die Mutter. «Sie erklärten mir, dass das Risiko einer Übertragung auf das Baby sehr gering sei, wenn ich die antiretroviralen Medikamente während der ganzen Schwangerschaft richtig einnehme. Zudem rieten sie mir, das Kind im Gesundheitszentrum zu gebären, da dort die hygienischen Bedingungen besser sind, was die Wahrscheinlichkeit einer Infektion zusätzlich verringert.» Das Risiko, dass eine HIV-positive Mutter das Virus auf ihr Kind überträgt, kann mittels Therapie von 40 auf unter 2 Prozent gesenkt werden.

Medikamente schützen das Baby

Binte befolgte den Rat. Sie ging zu jeder Vorsorgeberatung und liess sich die Medikamente gegen das Virus geben. Binte nahm sie jeden Tag: «Ich vergass keine einzige Tablette. Ich wusste, sie helfen nicht nur meiner Gesundheit, sondern auch um mein Baby zu schützen.» Die starke Frau bat ihren Ehemann, sich ebenfalls im Gesundheitszentrum auf HIV testen zu lassen. «Ich war eigentlich schon glücklich, dass er mich nicht daran hinderte, selber die Medikamente zu nehmen. Nun hatte ich aber auch Angst um ihn.» In Ancuabe haben die Frauen sehr wenig Rechte. Viele von ihnen trauen sich nicht, ihren Ehemännern etwas von ihrer Krankheit zu erzählen, weil sie sich fürchten, geschlagen oder von zu Hause vertrieben zu werden. Bintes Ehemann fürchtete sich nicht vor der Stigmatisierung durch die Nachbarn und startete kurz nach seinem positiven Test mit der lebensrettenden Therapie.

Binte Saide gebar im Gesundheitszentrum von Ancuabe einen scheinbar gesunden Jungen namens Valdemiro. «Sofort nach der Geburt gab das Gesundheitspersonal meinem Baby Medikamente um einen Schutz vor dem Virus aufzubauen. Ich musste ihm danach während den ersten sechs Lebens wochen jeden Tag Sirup geben."

Labortests geben Gewissheit

Einen Monat später kam Binte zusammen mit Valdemiro zurück ins Gesundheitszentrum, da nun sein HIV-Test anstand. Eine Diagnose bei Kindern zu erstellen ist kompliziert und muss in einem speziellen Labor gemacht werden. SolidarMed ermöglicht, dass wöchentlich Proben in das 500 Kilometer entfernte Labor geschickt werden können. Auf die Resultate wartet man zwei Monate. «Ich war sehr nervös während der langen Wartezeit», erinnert sich Binte. «Nachts hielt mich der Gedanke wach, dass mein Sohn auch infiziert sein könnte."

Zitternd betrat Binte das Gesundheitszentrum, ihr Baby auf dem Rücken. Dort kamen ihr vor Glück die Tränen, als sie erfuhr, dass der Test negativ ausgefallen war und sich alles gelohnt hatte. «Es fühlte sich an, als hätte ich eine 30 Kilogramm schwere Last auf meinem Kopf getragen und wärendlich davon befreit worden. Aber ich wusste, dass das Risiko einer Infektion nicht vollständig gebannt war. Weil ich mein Baby stillen sollte, bestand weiterhin die Gefahr einer Übertragung.» Trotz des Virus wird den Müttern empfohlen, ihre Babys zu stillen, falls keine Schoppenmilch verfügbar ist. Die Muttermilch schützt Babys vor lebensgefährlichem Durchfall und Infektionen, was schwerer wiegt als das Risiko einer HIV-Übertragung. «Das Gesundheitspersonal erklärte mir, wie ich beim Stillen das Ansteckungsrisiko minimieren konnte. Sie sagten mir, ich sollte meinem Sohn die ersten sechs Monate nichts anderes als meine eigene Milch geben. Bei meinem ersten Kind wusste ich von all dem nichts und jetzt erst realisiere ich, wie wichtig medizinische Versorgung ist.»

Heute ist Valdemiro 22 Monate alt. Vor kurzem wurde er ein zweites Mal negativ auf HIV getestet. Bintes Sohn startet definitiv ohne das Virus in sein Leben.

SolidarMed stärkt 19 Spitäler und 102 Gesundheitszentren, um Babys vor HIV zu schützen:
-- Schwangerschaftsvorsorge, Familienplanung, Stillberatung
-- HIV/Aids-Tests und Beratung der Schwangeren
-- Therapie für HIV-positive Schwangere, auch nach der Geburt
-- Sichere Geburt in einer Gesundheitseinrichtung mit geschulten Fachkräften
-- Ausbildung des Pflegepersonals zur Verhinderung der Mutter-Kind-Übertragung

SolidarMed bekämpft HIV/Aids programmübergreifend in allen Projektländern. Zurzeit sind über 18‘900 Patient/innen unter lebenslanger Therapie, davon 1‘477 Kinder und 12‘600 Frauen. Ziel des Programms SMART (SolidarMed antiretrovirale Therapie) ist es, die lebenserhaltende HIV-Behandlung in die medizinische Grundversorgung zu integrieren. Die Mutter-Kind-Übertragung zu verhindern ist eine der Leitlinien des Projekts. (SolidarMed aktuell, Mai 2014)

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