Welt-Aids-Tag 2013: „Für eine Schweiz ohne Aids“
Der 1. Dezember ist Welt-Aids-Tag! Menschen auf der ganzen Welt sind dazu aufgefordert, aktiv zu werden im Kampf gegen Aids und ihre Solidarität gegenüber Menschen mit HIV zu zeigen. Aktuell leben weltweit rund 35 Millionen Menschen mit HIV. Über 25 Millionen Menschen sind zwischen 1981 und 2007 an den Folgen von Aids gestorben, was die weltweite HIV-Pandemie zu einer der schlimmsten Pandemien überhaupt in der Geschichte der Menschheit macht.
Heute besitzen wir dank der wissenschaftlichen Erfolge der letzten Jahrzehnte wirksame Mittel gegen die Krankheit und wir verstehen die Grundlagen der HIV-Infektion viel besser als noch zu Anfang der Pandemie. Und trotzdem: Längst nicht alle wissen, wie sie sich und ihre Partner oder Partnerinnen wirksam vor HIV schützen können. Stigma und Diskriminierung bleiben weiterhin eine Realität für viele Menschen mit HIV und der Zugang zum HIV-Test und zur HIV-Therapie ist nicht überall auf der Welt und nicht für alle Menschen gleichermassen gewährleistet.
Eine Generation ohne Aids: Getting to Zero
Eine Welt ohne HIV bleibt eine Utopie, solange uns keine wirksamen Impfungen oder Heilungsmethoden zur Verfügung stehen. Eine Welt ohne Aids hingegen ist möglich und in Reichweite. Darüber sind sich Fachleute, Mediziner und Politiker einig. Dank technologischer Entwicklungen und dem besseren Zugang zu HIV-Medikamenten ist ein Ende der Aids-Epidemie in Sicht. Fortschritte im letzten Jahrzehnt haben die Zahl der Todesfälle kontinuierlich reduziert und dazu beigetragen, dass sich die Zahl der Neuinfektionen in manchen Regionen stabilisiert hat oder gar gesunken ist. Zum ersten Mal besteht die historische Chance, HIV nicht nur zu bekämpfen, sondern zurückzudrängen und zu kontrollieren.
Entsprechend lautet das Strategieziel der UNAIDS „Getting to Zero “. Im Kampf gegen HIV will die internationale Gemeinschaft bis 2015 folgende Ziele erreichen:
- Reduzierung der sexuellen Übertragung von HIV um 50 Prozent.
- Universeller Zugang zu HIV-Therapien für alle Menschen mit HIV, die die Therapie benötigen.
- Reduzierung der Länder um 50 Prozent, die repressive Gesetze und Praktiken rund um HIV-Übertragung, Sexarbeit, Drogenkonsum und Homosexualität kennen. Und welche damit eine erfolgreiche Bekämpfung der HIV-Epidemie verhindern.
Den Welt-Aids-Tag 2013 feiert die UNAIDS unter dem Motto: "Zero Aids related deaths - Null Aids-Todesfälle".
Für eine Schweiz ohne Aids
Die Aids-Hilfe Schweiz greift diese internationale Strategie in ihrer neuen Kampagne zum Welt-Aids-Tag 2013 mit dem Titel «Für eine Schweiz ohne Aids» auf. Denn auch für die Schweiz gilt: Ein Zurücklehnen in der HIV-Arbeit wäre verfrüht, die Verharmlosung von HIV falsch. Jedes Jahr erhalten in der Schweiz zwischen 600 bis 800 Menschen einen positiven HIV-Befund; trotz verfügbaren HIV-Therapien werden jährlich immer noch bis zu 200 Aids-Fälle gemeldet; 30 bis 50 Menschen sterben an den Folgen von Aids. Der Bund hat sich darum in seinem 2011 vorgestellten Programm für HIV und andere sexuell übertragbare Krankheiten ( NPHS 2011-2017) zum Ziel gesetzt, die Anzahl der Neudiagnosen von HIV bis 2017 um die Hälfte zu reduzieren.
Ein ehrgeiziges Ziel, welches nur erreicht werden kann, wenn alle Akteure zusammen arbeiten: Politik, Industrie, Forschung und Gesellschaft.
Aids – noch immer ein gesellschaftliches Tabu
Dafür müsste in der Gesellschaft jedoch ein Umdenken stattfinden. Denn noch immer haftet dem HIV-positiv-Status auch in der Schweiz der Geruch der Promiskuität, der Untreue, der sexuellen Abartigkeit an. Noch immer folgen Diskriminierung und Stigmatisierung allzu oft einem positiven Befund und noch immer bestehen die althergebrachten Vorurteile und Ängste. Der Aids-Test als erstes Schuldeingeständnis. Wer tut sich das freiwillig an?
Die Aids-Hilfe Schweiz scheut keine Tabus, wenn es darum geht, dem Ziel einer aidsfreien Generation näher zu kommen. Sie kennt und nennt die Gründe, warum aus einer HIV-Infektion ein Aids-Fall wird. Sie weist immer wieder darauf hin, dass der Zugang zu HIV-Präventions- und Behandlungsprogrammen in der Schweiz nicht für alle gleichermassen garantiert ist; dass Versorgungslücken bei der HIV-Therapie bestehen; dass aufgrund von Stigma und Diskriminierung Infektionen unerkannt und unbehandelt bleiben. Und dass Menschen allen Alters und sexueller Orientierung Sex haben. Innerhalb und manchmal auch ausserhalb ihren Beziehungen, offen gelebt oder im geheimen, innerhalb und ausserhalb der Schweiz.
Darum fordert die Aids-Hilfe Schweiz mit ihrer Kampagne:
- Abbau der Vorurteile und Benachteiligungen gegenüber Menschen mit HIV.
- Zugang zur HIV-Behandlung für alle.
- Niederschwellige HIV-Testangebote für Gruppen mit erhöhtem HIV-Risiko.
Es gibt keine Ausrede mehr, dass wir "Eine Schweiz ohne Aids" nicht schaffen könnten. Es braucht dazu aber den politischen und den organisatorischen Willen, um die wissenschaftlichen Erkenntnisse umzusetzen. Turning the Tide Together. Gemeinsam mit dem Ende von Aids beginnen.